Mittlerweile bin ich über 550 Kilometer durch den Freistaat Bayern gewandert. Bevorich Bayern verlasse und in Sachsen weiter wandere möchte ich ein nachdenckliches und doch nicht so ernstes Fazit ziehen. Der Freistaat ist das Land der hundertausend Kanzeln. Wahrscheinlich reicht die Anzahl nicht denn ich kann fast keinen Schritt tun, ohne einen Hochsitz in Sichtweite zu haben, oder einen Kirchturm zu sehen. Hier im Freistaat ist die Häufigkeit kaum zu überbieten. Es ist mir natürlich bewusst, dass nicht jede Kapelle oder Kirche auch eine Kanzel hat.
Es ist fantastisch und vielfältig, die Architektur der Bauwerke zu studieren. Da sind Gebilde in Kirchen, die von oppulentem Prunk nicht zu überbieten sind. Ich habe auch Hochsitze beobachten können, die sich für eine grosse Party geeigneter wären als für eine «Tierbeobachtung». Ein bequemer Bürostühl in einem Hochsitz, erinnerte mich an einen «Arbeitsplatz».
Spannend, sich über den grundsätzlichen Sinn dieser Gebilde Gedanken zu machen. Eine tief verwurzelte Tradition, geschichtliche Überlieferungen, die so alt sind wie die Menschen selbst. Hat die Jagd und die Religion Gemeinsamkeiten? Zum Beispiel Hege und Macht? Halten wir uns an etwas fest, was längst überholt ist? Dieser Frage wiederspricht mir der Jäger mit der Aussage «Die Jagd ist aktiver Naturschutz» und der Kirchengelehrte wird mir sagen»Gottes Wort ist unantastbar». Unantastbar, die Worte die vor tausenden von Jahren von Menschen geschrieben worden sind? Ich komme mit mir überein, dass in unser wie auch vergangener Zeit und Gesellschaft, es ein Spiel der Politik und ein Lobbying ist und war. Wir sind nicht gewillt darüber nachzudenken, denn das Nachdenken könnte unbequem sein, uns einschränken in unseren Freiheiten und unserem Besitz. Unsere Prägungen zu analysieren und zu hinterfragen. Dies ist nur eine ganz kleine Gedankenreise auf dem Weg.
1 Kommentar
dieses thema reizt zu sehr zu einem kommentar 😉
kirchen und kanzeln
vielleicht geht es neben den glaubensfragen auch um hoheitsgebiete, kleine und größere «königreiche», in denen einzelne unter stärkerer oder geringerer anteilnahme und beteiligungswilligkeit und -gewolltheit ihren pathien nachgehen. die einen, um unter großer anteilnahme gleichgläubiger diesen gemeinsam zu zelebrieren, die anderen, die dies am liebsten unter absolutem ausschluss der allgemeinheit und nur ab und zu im kleinsten rahmen unbedingt gleichgesinnter auszuüben .. das gleichnis: die gesinnung muss stimmen, sie ist das verbindende element.
schaut man sich den begriff «kanzel», die wortherkunft an, stellen sich noch andere fragen. die worte «gitter, einzäunung, schranke» erscheinen da, die, zumindest in ersten gedanken für mich, ja eigentlich in verbindung mit «schutzvorrichtungen» stehen .. mir fallen die absperrgitter in katholischen kirchen vor dem altarraum ein .. wer schützt sich da vor wem oder wovor soll evtl. der prunk hinter den gittern geschützt werden? .. der schutz für den jäger ist klar .. eine erhebung über das «getier», um eine gute sicht und postion für den schuss zu haben, der ursprünglich der ernährung galt und nur in solchen mengen getan wurde, dass die reproduzierbarkeit und damit die nachhaltigkeit gegeben war .. ich behaupte, auch davon ist die jagd in der jüngeren geschichte, zumeist (es gibt immer ausnahmen), weit entfernt, wenn man an staatsjagden, trophäenjagd oder solche in extra eingerichteten «tiergärten» denkt.
sich «erheben» über etwas .. kommt man gar bis zur «überheblichkeit» im gedankenspiel zum sinn von kanzeln? wie sieht sich der einzelne mensch von solch erhobener position in der gemeinschaft von anderen? und führt man die fragerei weiter, ist man schnell bei der rolle, positionierung des menschen als element unter allen lebewesen auf der erde .. ? kann man die sinnesfrage soweit treiben .. ? 😉 auf jeden fall betrifft sie nicht nur bayern!
guten weg dir, guido!