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    Ich begebe mich auf den Fernwanderweg Trans Swiss Trail von Porrentruy Richtung Mendrisio. Von den 34 Etappen möchte ich, je nach Wetter 12 bis 15 gehen. Es erwarten mich vielfältige Landschaften. Der gut ausgeschilderte Fernwanderweg führt über den Jura, durch das Seeland in die Region Bern. Via Emmental und Entlebuch geht es zum Vierwaldstättersee.

    Es ist halb Elf. der Zug hat mich bequem mit gerade mal zwei Umstiegen von Wittenbach nach Porrentruy gebracht. Sehenswerten ist die Altstadt. Ich möchte den Zweier den Trans Swiss Trail beginnen. Etwa 10 Tage liegen vor mir. Mal sehen welches mein Endpunkt sein wird. Aber zuerst, als ich angekommen bin habe ich mein Skizzenbuch ausgepackt. Hier könnte ich lange verweilen um zu Zeichnen.

    Die erste Etappe sind 17 Kilometer über Felder hoch zum bewaldeten Jurakamm gefolgt vom Abstieg in die tiefe Falte des Doubs. St. Ursanne die kleine Stadt ist ein Bijou, es ist mein Tagesziel. Das Zelt habe ich dabei, dem entsprechend ist es egal wie weit ich komme. Doch das kleine Städtchen am Doubs hat einen kleinen Campingplatz. Dieser Platz kann ich auch empfehlen, freundlich und alles in bester Ordnung. Die Nacht war kalt, gerade mal 2 Grad. Dies ist sehr wenig für diese Jahreszeit. Wegen der Flussnähe war am Morgen das Aussenzelt nass. Nicht so schön, wenn ich es so einpacken muss. Dafür habe ich einen extra wasserdichten Packsack für das Aussenzelt dabei.

    Die Strecke dem Doubs entlang Richtung Saignelégier ist zauberhaft schön. Diesen Morgen fühlte ich mich in einer anderen Welt. Schon zu Beginn konnte ich Eisvogel und Wasseramsel beobachten. Der Fluss dämpfte. Ich war allein unterwegs. Die vereinzelten Ferienhäuschen standen leer. Die Hauptsaison hier ist kurz, denn die Sonnenstrahlen erreichen erst gegen Mittag den Talgrund. Im kleinen Ort Soubey gibt es ein Restaurant und einen kleinen Bauerncamping. Dies ist nach SchweizMobil die erste Etappe. Es ist kurz nach Mittag. Ich habe noch Energie und laufe noch weitere 5 Kilometer dem Fluss entlang bis der Weg links steil nach oben führt. An dieser Stelle müssen über kurze Distanz fast dreihundert Höhenmeter zurückgelegt werden. Der weg ist rutschig und durch umgestürzte Bäume teilweise versperrt. Es wird eine lange Etappe. Es ist nach 18 Uhr. Kurz vor Saignelégier finde ich einen passenden Platz um zu nächtigen.

    Zur jetzigen Jahreszeit ist so meine Deviese, dass ich bis 18 Uhr einen Platz zum Schlafen gefunden habe, ausser ich übernachte auf einem Camping oder in einem Gasthof. In dieser Gegend ist es relativ einfach ein Plätzchen zu finden. Am Weg befinden sich einige Grillplätze, die sich für eine Nacht im Zelt eignen.

    Der weitere Verlauf des Weges bis zum Mont Soleil ist von sanften Steigungen und Gefällen geprägt. Dieser Hügelzug mit dem Mont Crosin hat mit 16 Windkraftanlagen den grössten Windpark der Schweiz. Es ist nach Mittag. Die Sonne ist da aber eine sehr kalte Bise bläst, dass ich um die Handschuhe froh bin. Diese wollte ich zuerst zuhause lassen. Die Zeichnung vom Chasseral ist dem entsprechend ein wenig expressiv oder eher mit zitterigem Strich ausgefallen. Der Abstieg nach Saint-Imier ist sehr steil und schmal. Am Abend setzt Regen ein. Das Zelt bei Regen aufzubauen und wieder abzubauen ist das unangenehmste einer solchen Tour. Trocken schaffe ich es nie mein Equipment im Rucksack zu verstauen. Ein Platz unter grossen Buchen lässt jedoch abends das Wasser des Regens im Blätterdach gespeichert. Eine Trocken Stunde am Morgen lässt mir Zeit, mein Zelt abzubauen. Den Poncho musste ich jedoch nach wenigen Schritten überziehen. Noch zwei Hügelkämme und ich erreiche Neuchâtel am blauen See. Doch davor kommt noch kräftig Wasser von oben.

    Das GPS brauchte ich bis jetzt nicht, denn der Weg ist sehr gut ausgeschildert. Der Zustand der Wege ist jedoch unterschiedlich. Besonders überrascht wurde ich beim Aufstieg zum LeBec-à-l’Oiesau. Quer über den Weg lag eine riesige Tanne. Den letzten Sturm hatte sie wohl nicht überstanden. Rechts war eine dichte Hecke mit Zaun und links war ebenso dichtes Gebüsch. Ein Weiterkommen schien fast unmöglich und eine Umkehr habe ich in Betracht gezogen. Die Sache musste ich mir genauer ansehen und ich entschloss mich, mir einen Weg frei zu sägen. Mit meinen Schweizer Taschenmesser mit Säge habe ich Handgelenkdicke Äste abgesägt und mir so einen Durchgang verschafft. Zuerst den Rucksack durchgeschoben und anschliessend bin ich selber durch die frei gsägte Öffnung geklettert.

    Auch wenn das Gewicht auch abschrecken lässt, so kann ein nicht zu kleines Schweizer Taschenmesser mit einer Säge von grossem Vorteil sein.

    Vor Mittag lässt der regen nach und Neuchâtel erreiche ich bei Sonnenschein. Die anhaltende Bise peitscht das Wasser schäumend auf. Ein schönes Bild. Vom Stadtzentrum zum Campingplatz am Ostende des Sees sind es nochmals fast sieben Kilometer. In einer Solchen Situation wird mir bewusst, dass ich zu Fuss unterwegs bin. Nach zwanzig Kilometern sind anschliessende sieben ein kleiner Kraftakt. Nicht zu vergessen sind die Kilos auf dem Rücken.

    Früh breche ich auf. Der Weg führt mich durch das Naturschutzgebiet Fanel. Hier war ich schon als Jugendlicher, Vögel beobachten. Das Naturschutzzentrum La Sauge am Nordostende des Neuenburgersee möchte ich besuchen. Das Zentrum befindet sich am Rand der zwei international bedeutenden Naturschutzgebiete Fanel und Cudrefin. Diese Region ist ein wichtiger Rastplatz für Zugvögel.

    Nochmals ein Hügel. der Mont Vully. Ein geschichtlich spannender Ort. Dieser Berg war schon sehr früh ein strategisch wichtiger Punkt. So gibt es zahlreiche Spuren der Helvetier. Nach einer Zeichenpause trage mich die Beine durch Rebberge hinab zum Murtensee. Der Campingplatz direkt am See ist eine Empfehlung wert. Im Hochsommer sieht es vielleicht anders aus. Jetzt Mitte September ist es eine pure Idylle. Das Zelt kann ich direkt am See unter einer Weide aufbauen. Der rot leuchtende Abendhimmel setzt noch einen Schlusspunkt auf den wunderschönen Wandertag.

    Murten alleine ist schon eine Reise wert. Mit Skizzenbuch und Stift wäre ich lange beschäftigt. Aber wieder fehlt mir das ultraleichte Stühlchen. Dies wird eines der nächsten Projekte sein.

    Abwechselnd ist die Landschaft. Wälder, Milchwirtschaft und Gemüseanbau. Dazwischen auch unsinniges wie ein riesiges Feld von Rollrasenproduktion. Dem kann ich nichts Gutes abgewinnen. Aber fast zum gleichen Zeitpunkt, als ich diesen Ort passiert habe hat die Schweizer Bevölkerung auch nein gesagt zur Biodiversitätsinititive. Gerade beim langsam über Land gehen, wird der Blick frei, die Veränderungen zu sehen. Zwei Generationen haben es geschafft, 20 Prozent der Nutzbaren Fläche für Strassen und Bauten zu verbrauchen. Trotz alle denn, es ist schön, macht aber gleichzeitig traurig über das Unwiederbringbare.

    Zwischen Laupen und Neuenegg wir an der Sense an einem Renaturierungsprojekt gearbeitet. Der Blick ist auch offen für die kleinen Anstrengen die unternommen werden, der Natur punktuelle Räume zu geben.
    Der siebte Tag bin ich auf den Trans Swiss Trail. Bern liegt vor mir. Bis kurz vor der Stadtspürt man nichts der touristischen Stat in der Aareschlaufe. Ein bisschen grosse Stadt, ein wenig Zeichnen. Mit dem grossen Rucksack fühle ich mich trotz der vielen Menschen als Exote. Im stadteigenen Camping am Aaareufer nächtige ich ruhig. Diesem Platz würde ich auch fünf Sterne verteilen.

    Es ist ruhig am Morgen. Nur auf der anderen Aareseite vom Tierpark hörte ich einzelne Tiere rufen. Auf dem Weg, der Aare entgegen, begegnen mir einige Jogger. Die Morgenstunden für ein körperliches Fitness in der Ruhe des beginnenden Tages nutzen, gleichzeitig aber die Knöpfe in den Ohren. Für mich ist ein Wiederspruch.

    Es wird mir immer wieder schmerzlich bewusst, wie laut unsere Welt geworden ist. Für die einen ist die Autobahn in 200 Meter Entfernung Ruhe, für die Anderen ist sie unerträglich. Ich gehöre zu den Anderen.

    Über Worb laufe ich weiter Richtung Lützelflüh. Vor Schlafhausen, richtig gelesen … an einer der zahlreichen Grillstellen auf der Strecke schlage ich mein Nachtlager auf. Im letzten Licht des Tages leuchten in Süden die Gipfel von Eiger, Mönch und Jungfrau. Es ist Ruhe eingekehrt. Ich liege in meinem kleinen Zelt und schlafe schnell ein. Der Ruf eines Waldkauzes weckt mich mitten in der Nacht. Innerhalb einer Sekunde war ich hellwach. Den Zweiten und die folgenden Rufe konnte ich dann geniessen. Der Kauz sass direkt über mir, dies waren sicherlich keine sechs Meter. Dem entsprechend eindringlich war Ton in meinen Ohren. Oft sind Waldkauze Begleiter in meinen Zeltnächten. Ich fühle mich dann besonders als ein Teil der komplexen Natur.

    Mit kräftiger Morgenröte hinter den Dreitausender der Berner und Urner Alpen beginnt mein vorerst letzter Tag auf dem Trans Swiss Trail. Ab morgen soll es Regen und schlechtes Wetter geben. Diese Tagesetappe führt hinab nach Goldbach und der Emme entlang nach Langnau im Emmental.

    Fazit

    Neun Tage, abwechslungsreiche Landschaft und vor allem wertvolle Begegnungen und Gespräche. Alleine unterwegs zu sein ist auch viel Zeit mit sich selbst zu haben und gleichzeitig offen zu sein für Gespräche ünterwegs. Auch diesesmal wurde ich oft angesprochen, gefragt woher ich komme, oder was meine Intuition des Truehiking’s ist. So unterwegs sein ist für mich aktives leben und erleben. Respekt, Toleranz und Wertschätzung für das was neben mir und nach mir sein wird.

     

     

    Technisches:

    Mein Gepäck Basisgewicht war knapp 10 kg, wobei ich über ein Kilogramm Zeichenmaterial und über ein Kilogramm Elektronik dabei hatte.

     

    Meine Übernachtungsplätze die empfehlen könnte:

    Camping Le Chandelier, 2882 St. Ursanne
    lechandelier.ch
    «Unkompliziert, herzlich»

    TCS Camping La Tène Neuenburgersee, 2074 Marin-Epagnier
    tcs.ch
    «Modern, sehr sauber»

    Camping Muntelier, 3286 Muntelier
    camping-muntelier.ch
    «Freundliches Personal auf dem Campingplatz»

    Freizeitzentrum Campingplatz, 3174 Thörishaus
    xn--camping-thrishaus-8zb.ch
    «Das Essen ist hervorragend im Restaurant»

    Camping Eichholz, 3084 Wabern
    campingeichholz.ch
    «Stadtnah mit Flair am Ufer der Aare»

     

    Meine Etappen:

    Etappe 1: Porrentruy – St-Ursanne
    17 km,  > 600 m, < 600 m

    Etappe 2: St-Ursanne – Saignelégier
    27 km, > 1060 m, < 600 m

    Etappe 3: Saignelégier – St-Imier
    20 km,  > 500 m, < 680 m

    Etappe 4: St-Imier – Neuchâtel
    27 km, > 760 m, < 820 m

    Etappe 5: Neuchâtel – Murten
    25 km, > 320 m, < 320 m

    Etappe 6: Murten – Neuenegg
    22 km, > 280 m, < 240 m

    Etappe 9: Neuenegg – Bern
    20 km, > 400 m, < 360 m

    Etappe 10: Bern – Worb / Lützelflüh
    22 km, > 600 m, < 240 m

    Etappe 11: Worb / Lützelflüh – Langnau i.E.
    21 km, > 340 m, < 850 m

    2024-09-23 0 Kommentar
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