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europawanderung

    Fünf Kilometer bis zum Hafen von Skagen und weitere sechs Kilometer zum nördlichsten Punkt des dänischen Festlandes, Grenen. Beim Leuchtturm mache ich eine Kaffeepause. Dieser Leuchtturm der zwei Kilometer von der jetzigen Nordspitze südlich steht, war im Baujahr 1858 direkt an der Nordküste.  Das Land «wächst» an dieser Stelle in das Meer. Im Rekordjahr 2001 waren es 100 Meter. Beim Turm ist ein ornithologisches Zentrum zur Vogelbeobachtung, das mit der Naturschutzbehörde zusammenarbeitet. Spannend war es für mich dies anzusehen. Einen Kilometer nach dem über vierzig Meter hohen Turm folgt ein grosser Parkplatz mit Restaurant … Autos, Busse und eine Menge Menschen. Ich bin der Einzige mit Rucksack. Dem entsprechend werde ich auch gemustert und ich komme mir vor wie ein Ausserirdischer. In einer Kolonne gehen die Besucher vom Parkplatz dem Strand entlang Richtung nördlichster Punkt von Dänemark.

    Lange bin ich nicht mehr so vielen Menschen auf einmal begegnet. Die Linie im Meer, auf der die beiden Meere aufeinandertreffen lassen die Grenze in aufgeschäumtem Wasser verschwinden oder gar verschmelzen. Ein Naturschauspiel, das ich in mir aufnehme – Grenzen verschmelzen. Die vielen Menschen ignoriere ich, geniesse den Augenblick, die Seevögel und den Seehund, der interessiert in einiger Entfernung aus dem Wasser schaut.

    An den Dünen, abseits der grossen Menschenmassen versuche ich meinen Eindruck, meine Wahrnehmung und mein augenblickliches Empfinden auf das Papier zu zeichnen. Bewusst lasse ich die Menschen weg, die an der Spitze stehen. Ich stelle mir vor, dass ich bei schlechtem Wetter hier bin, wenn es kalt und unwirklich ist.

    An der Nordseeseite der Landspitze mache ich auf den Weg zurück nach Skagen. Der Weg führt dem Strand entlang und durch die bewachsenen Dünen. Ich hatte das Glück, zweimal Kreuzottern zu beobachten, war es mir doch noch nicht vergönnt in den letzten vier Monaten, diese Tiere zu sichten. Leider ist die Beobachtung von kurzer Dauer, denn jede kleine Erschütterung am Boden lassen die Tiere leise flüchten. Zwischen dem Heidekraut und dem Dünengras fühlen sich die Tiere wohl und zeigen sich bei sonnigem warmem Wetter wie heute.

    Es ist mir noch nicht richtig bewusst dass ich hierher gelaufen bin, als ich den Weg nach Skagen zurück angetreten bin. Wenig über 2800 Kilometer, in 126 Tagen mit etwa viereinhalb Millionen Schritten unter den Füssen. Keine Blase, immer Minimum elf Kilogramm auf dem Rücken. Aber das aller Schönste, das sind die wunderbaren Begegnungen bis zum heutigen Tag in Skagen. Jeden Tag auf ein Neues, jeden Tag bereichernd. Es wird dauern, bis ich es begreife, was ich in den letzten Monaten erleben durfte.

    In meinen Gedanken gefestigt, lebe deinen Traum, es ist jetzt Zeit.

     

    2023-09-14 2 Kommentare
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