Mit «Gut Runst» grüsst man auf dem gekannten Wanderweg. Der Rennsteig beginnt in Blankenstein und endet in Hörschel, oder Nord nach Süd in der umgekehrten Richtung. Zirka 170 Kilometer schlängelt er sich durch die Hügel des Thüringer Waldes. Ich habe mich entschlossen, nachdem ich zwei Tage auf dem Rennsteig der Grenze gefolgt bin, den ganzen Rennsteig zu gehen und anschliessend wieder an das Grüne Band zurückzukehren. Dies werden sicherlich ein paar Höhenmeter mehr sein, Kilometer sind es jedoch einige weniger. Es fällt auf, dass trotz der Bekanntheit des Rennsteigs als Wanderweg viele Gaststätten geschlossen sind oder höchstens am Wochenende öffnen. Schon von Beginn an habe ich immer wieder gute Gespräche und Begegnungen erlebt.
Mein Weg beginnt in Harra, einem kleinen Ort bei Blankenstein. Auf dem kleinen Campingplatz an der Saale nächtige ich. Der Weg führt über Wiesen, einem längeren Waldstück zum eigentliche verlauf des Rennsteigs. Es ist sehr bequem nach den Schildern zu laufen , denn der Weg ist sehr gut ausgeschildert. Vor Brennersgrün, an der Schutzhütte am Kolonnenweg sitzt eine Frau. Wir kommen in das Gespräch und es stellt sich heraus dass sie seit gestern hier «festsitzt», da sie sich den Fuss verletzt hat. Sie ist fest der Überzeugung dass sie morgen wieder gehen kann und möchte über Nacht bleiben. Ich entschliesse mich in Bernnersgrün, eineinhalb Kilometer entfert Waasser zu holen, da auch sie kein Wasser mehr hatte. Am folgend Morgen, wie erwartet kann sie nach wie vor nicht auf den Fuss stehen. Der Zufall will es , dass ein Mann bei seiner morgendlichen Hunderunde mit seinem Vierbeiner vorbei geht. Ich frage ihn, ob es möglich ist mit dem Auto hierher zu fahren, da Uta nicht laufen kann. er erklärt sich bereit, sein Auto zu holen und sie in das Dorf zu fahren. Von da konnte sie mit dem Bus nach Hause fahren.
Ich setze meinen Weg fort und erreiche am Abend Spechtsbrunn. Auch hier scheinen alle beide Gastöfe geschlossen zu sein. So habe ich mir vor genommen in der nahen Schutzhütte am Waldrand zu nächtigen. Wasser ist auch schwierig zu finden und so suche ich den Friedhof auf. Beim füllen der Wasserflaschen kommt einen Frau um ein Grab zu giessen. Auf die Frage , ob alle Gaststätten geschlossen haben, antwortet sie «Nein, die eine sollte offen haben, ansonsten solle ich klingeln» Ich begebe mich zur Gaststätte, trete ein und ich werde freundlich begrüsst. «Ja sie haben geöffnet, Essen gib es aber erst ab 19 Uhr.» «Haben sie auch Zimmer?» fragte ich denn mir war nach einer Dusche nach dem warmen Tag. «Ja, haben wir. Dann nehme ich gerne ein Zimmer für eine Nacht.» Ich habe es nicht bereut, die Dusche tat mir gut und das deftige Abendessen hat mich gestärkt.
Wald und Hügel
Die Höhendifferenzen scheinen nicht riesig zu sein, der Weg verläuf jedoch ständig nach oben nach unten. Auf dieser Strecke scheint es wenige horizontale Abschnitte zu genen. Am folgenden Tag laufe ich bis kurz vor Masserberg. Im Wald kann ich oft mal Fichtenkreuzschnäbel beobachten. In den Tannen summen die Bienen. In der Schutzhütte «Eisfelder Ausspanne» nächtige ich. Tief unter mir im Berg rasen die ICE’s im über 8 Kilometer langen Tunnel von und nach Erfurt. Unzählige Schutzhütten sind auf die ganze Länge des Rennsteigs verteilt. Viele sind klein, manche so gross, dass darin eine Fussballmanschaft Platz finden würde.
Ein Abend mit Regentag
Auch den kommenden Tag finde ich mein Nachtdomizil in einer grosszügigen Schutzhütte bei der «alten Tränke». Wie der Name vermutet ist hier Wasser, leider bei der trocken Witterung der letzten Wochen fliesst kein Wasser im Bächlein. Als ich hier einteffe regnet es und ich bin froh, dass ich mein Zelt nicht aufbauen muss. Ich habe mich so richtig grosszügig ausgebreitet, als ein junger Mann mit seinem Fahrrad durchnässt vor der Hütte hält. Er wollte natürlich auch da übernachten und so haben wir zusammen bei guten Gesprächen einen guten Abend und anschliessend eine ruhige Nacht verbracht. Lukas fährt den Rennsteig mit seinem Fahrrad in zwei Tagen. Knakig bei 170 km Distanz und einigen Höhenmetern, gannz zu schweigen dem zusätzlichen Gewicht des Gepäcks auf der Hinterachse.
Bergrettung, eine glückliche Fügung
Es war schon Nachmittag un die Lust auf ein kühles Bier war schon sehr gross. Diese kulinarische Belohnung stand jedoch nicht in greifbarer Nähe, den ein Gasthof stand nirgends ausgeschildert. Auf einer kleinen Lichtung Wies ein Schild zu einem Haus «Bergrettung Struth-Helmershof» eine Hütte ist am Wochenende bis 17 Uhr bewirtet wird. Es ist Sonntag. Es ist 17 Uhr. Angekommen, strecke ich meinen Kopf durch die Türe und frage, ob ich noch was zu trinken kriege? Die freundliche Stimme antwortet, komm herein, mast du auch noch was essen, du hast sicherlich Hunger. Das Angebot habe ich gerne angenommen. nach der deftigen Linsensuppe und dem durstlöschendenn, kühlen Bier musst ich anschliessend für mich auch nicht mehr kochen.
Schwarzstorch und Co.
Seit Tagen laufe ich durch Wald. Zwisch drin kleine Lichtungen und Kahlschläge, in denen der rote Fingerhut wie pinkfarbene Zapfen leuchten. An einigen Orten sind die Fichten durch den Borkenkäfer sehr stark geschwächt und abgestorben. Es dauert trotz der grossen Anstrengungen viele Jahre, bis hier wieder ein naturnaher Mischwald entsteht. Am zweitletzen Tag vor Eisenach konnte ich sehr nahe ein klares «püju» vernehmen. Trotz meines suchenden Auges war es mir leider nicht möglich den Schwarzstorch im Geäst der Bäume zu entdecken. Das Erlebnis war trotzdem einmalig, im Wissen dass der grosse scheue Waldbewohner sehr selten ist. Ornithologische Highlight war auch ein Sperlingskauz, die unzähligen Gimpel und einige Fichtenkreuzschnäbel in den Baumkronen. Auf den Wiesen konnte ich Wiesenpieper und Braunkehlchen beobachten.
Über die Wartburg nach Eisenach
In Eisenach werde ich eine kurze Pause einlegen und mir eine Dusche gönnen. Das Wasser auf dem Körper war in den vergangen Tagen sehr sparsam. Über die geschichtstrachtige Wartburg «Lutherburg» ist für mich der Rennsteig vorerst beendet. Es ist ein gutes Gefühl nach der Tour zu einer Burg zu laufen, da zu verweilen und anschliessend abzusteigen in die Stadt. Die Zivilisation hat mich für kurze Zeit wieder.
Übernachtungsmöglichkeiten die ich empfehlen kann:
Campingplatz Herra
Rennsteighaus, Brennersgrün
Gasthaus Petergänsel, Spechtsbrunn