Bei der Recherche nach der ersten Zeitschrift bin ich auf folgenen Artikel gestossen. Es scheint schon eine ganze Weile her zu sein.
Als eines der ersten Periodika der dt. Schweiz gilt die ab 1597 herausgegebene «Rorschacher Monatsschrift» («Annus Christi»). Die ersten sog. Ordinari-Zeitungen erschienen als reine Nachrichtenblätter in den Messe- und Handelsstädten, wo der Informationsbedarf gross war: 1610-11 und wieder ab 1682 in Basel, ab 1622/23 in Zürich sowie um 1639 in Luzern.
Im Laufe des 18. Jh. kamen neben den Nachrichtenblättern auch Avis- oder Intelligenzblätter (Anzeiger) auf, die mehrheitlich oder ausschliesslich Anzeigen und amtl. Mitteilungen enthielten und Vorläufer von Amtsanzeigern und Lokalzeitungen waren. Für ein gebildetes Publikum entstanden Zeitschriften wie der «Historische und Politische Mercurius», der ab 1694 in Zürich monatlich erschien. Die «Discourse der Mahlern» (1721-23, Zürich) gelten als eine der ältesten moral. Wochenschriften im dt. Sprachraum (Kulturzeitschriften). Mit der Herausbildung einer frühbürgerl. Öffentlichkeit in aufgeklärten Sozietäten und Reformgesellschaften ist die Geschichte der Zeitschriftenpublizistik eng verknüpft. In den teilweise mehrmals wöchentlich erscheinenden Zeitungen entfaltete sich dagegen kaum öffentl. Räsonnement, weil die Verleger aus ökonom. Interessen eine hohe Bereitschaft zur Selbstzensur hatten.
Während der Helvetik kam es zu zahlreichen, z.T. kurzlebigen Neugründungen von Zeitungen. Als deren bedeutendstes Beispiel gilt «Der Republikaner». Die Zeitschriften verloren gegenüber den aktuelleren und nun auch politisch kommentierenden Zeitungen an Bedeutung. Die Franz. Revolution und die zunehmende Alphabetisierung liessen das Interesse an Nachrichten auch in der Landbevölkerung steigen, an die sich Zeitungen wie «Der Schweizerbote» richteten. An vielen Orten ermöglichten Lesegesellschaften einen kostengünstigen Zugang zu Zeitungen und Zeitschriften. Nach einem kurzen Frühling der Pressefreiheit in der Helvetik kam es in der Mediations- und Restaurationszeit wieder zu Zensurmassnahmen. Der Kampf dagegen wurde neben Volkssouveränität, Versammlungsfreiheit und Bildung zu einem der grossen Themen der liberalen Publizistik der Regenerationszeit.
In den Verfassungen der regenerierten Kantone war die Pressefreiheit garantiert, doch blieb die P. in manchen Kantonen ökonom. Lenkungsmassnahmen unterworfen. Dennoch stieg die Zahl der Zeitungsgründungen. Die neu entstehende Gesinnungspresse wurde v.a. für die Liberalen (u.a. «Neue Zürcher Zeitung» und «Solothurner Blatt») und die Radikalen («Appenzeller Zeitung») zu einem wichtigen Instrument im Kampf um die öffentl. Meinung. Die Gründung des Bundesstaats führte zur Verankerung der Pressefreiheit in der Bundesverfassung, zur Entstehung der ersten überregionalen Zeitung («Der Bund», 1850) und zu einem lang anhaltenden Aufschwung der Meinungspresse. Neben den freisinnigen Blättern griffen mit dem Kulturkampf der 1870er Jahre zunehmend auch konservative («Vaterland») und später sozialdemokrat. Zeitungen («Tagwacht», «Volksrecht») in den Meinungskampf ein. Der Zeitungsreichtum der Schweiz von Ende des 19. bis Mitte des 20. Jh., auch als «Bannwald der Demokratie» und als «vierte Gewalt» im Staat verstanden, beruhte wesentlich auf der Meinungspresse, die sich wegen der Kleinräumigkeit und föderalen Struktur des Landes an ein regionales, meist auch parteipolitisch gespaltenes Publikum wandte.
Die Vielzahl der Titel und steigende Auflagen führten zu einer Professionalisierung des Journalismus (1883 Gründung des Vereins der Schweizer P.) und einer ökonom. Konsolidierung der Verlage (1899 Gründung des Schweiz. Verlegerverbands). In den Redaktionen differenzierten sich einzelne Ressorts aus. Techn. Innovationen (Rotationsdruck in der Schweiz ab 1890, Setzmaschine 1893 erstmals beim «Bund»), die Beschleunigung der Nachrichtenbeschaffung über Nachrichtenagenturen und ein effizienter Post- und Verteilservice ermöglichten bis zu drei Tagesausgaben. Neben der Tagespresse nahm auch die Zeitschriftenpresse zu, die sich in Fach- und Unterhaltungszeitschriften mit populärwissenschaftl., literar. und satir. Inhalten («Alte und neue Welt», «Die Schweiz») sowie in Wochenend-Beilagen zu Tageszeitungen auffächerte. Aus diesen Unterhaltungszeitschriften mit einem bereits erkleckl. Bildanteil entwickelten sich die Illustrierten, die von den 1920er Jahren an den Fotojournalismus begründeten.
Investitionen in neue Technologien erforderten ab Ende des 19. Jh. eine zunehmende Finanzierung der P. durch Werbung. Der expandierende Inseratemarkt liess die Bezugspreise sinken und die ersten parteiunabhängigen sog. Generalanzeiger entstehen, die wie der «Tages-Anzeiger» als gewinnorientierte Massenpresse eine möglichst hohe Auflage anstrebten. In der Zwischenkriegszeit entstanden auch unabhängige Wochenzeitungen, so etwa «Der Schweizerische Beobachter» oder «Die Nation», die einen investigativen Journalismus pflegten. Auf die grossen Weltanschauungsgruppen ausgerichtete Zeitschriften wie die «Schweizer Monatshefte», die «Schweizer Rundschau» oder die «Rote Revue» beschäftigten sich vertieft mit polit., ökonom. und kulturellen Fragen.
Während im Ausland erste Boulevardzeitungen schon Ende des 19. Jh. entstanden waren, etablierte sich dieser Zeitungstyp nach gescheiterten Versuchen («Actualis») erst 1959 mit dem «Blick». Aufgrund der zunehmenden Kommerzialisierung und Internationalisierung der Medienmärkte und der Konkurrenz durch das Fernsehen setzte in den 1960er Jahren durch Fusionen und den Aufbau von Kopfblattsystemen eine Zeitungskonzentration ein, die in den 1970er und 90er Jahren ihre stärksten Schübe erlebte und mit einer Verdoppelung der Gesamtauflage der Zeitungen einherging. Diese Konzentration führte zum Niedergang der partei- und konfessionsgebundenen P., an deren Stelle Forumszeitungen wie die «Basler Zeitung» mit regionaler Vormachtstellung traten. Der als Zeitungssterben bezeichnete Konzentrationsprozess und neue Gratis-Wochenzeitungen, die mit dem Kartellgesetz von 1962 (in Kraft seit 1964) von den etablierten Verlagen nicht mehr verhindert werden konnten, lösten eine breite medienpolit. Debatte aus, die 1978-82 zu einer Mediengesamtkonzeption führte. Indirekt beeinflusste die Pressekonzentration die Deregulierung des Radios. Als Folge der Konzentration entstanden aus Verdrängungswettbewerben grosse Medienkonzerne (Ringier, Tamedia, NZZ-Gruppe, Basler Medien-Gruppe, Jean Frey AG, Espace) mit primär ökonom. Interessen. Parallel dazu etablierte sich ab 1977 der Presserat als freiwilliges Selbstkontrollorgan.
Rationalisierungsgewinne ermöglichten in den 1990er Jahren einen Ausbau des Umfangs und z.T. schon früher die Lancierung von Sonntagszeitungen («SonntagsBlick» ab 1969, «SonntagsZeitung» ab 1989, regionale Sonntagstitel ab 2006). Die Orientierung an Zielgruppen liess auch die Titelvielfalt der Zeitschriften anwachsen. Ab Ende 1999 erhielten die Tageszeitungen zunächst in Zürich, dann auch in anderen Städten und Agglomerationen Konkurrenz durch gratis abgegebene Pendlerzeitungen, die innerhalb weniger Jahre auflagemässig alle anderen Tageszeitungen überflügelten. Die Verlagerung von Werbegeldern in die elektron. Medien akzentuierte eine ökonomisch motivierte Medienkultur, die den international verflochtenen Medienkonzernen grenzüberschreitende Märkte bot. Online-Redaktionen veränderten das journalist. Arbeiten wie die Lesegewohnheiten. Angesichts dieser Veränderungen und den aus den sinkenden Anzeigenerlösen resultierenden ökonom. Schwierigkeiten der Printmedien im 1. Jahrzehnt des 21. Jh. bleibt die zukünftige Entwicklung der P. ungewiss.
Autorin/Autor: Adrian Scherrer http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D10464.php
Im Laufe des 18. Jh. kamen neben den Nachrichtenblättern auch Avis- oder Intelligenzblätter (Anzeiger) auf, die mehrheitlich oder ausschliesslich Anzeigen und amtl. Mitteilungen enthielten und Vorläufer von Amtsanzeigern und Lokalzeitungen waren. Für ein gebildetes Publikum entstanden Zeitschriften wie der «Historische und Politische Mercurius», der ab 1694 in Zürich monatlich erschien. Die «Discourse der Mahlern» (1721-23, Zürich) gelten als eine der ältesten moral. Wochenschriften im dt. Sprachraum (Kulturzeitschriften). Mit der Herausbildung einer frühbürgerl. Öffentlichkeit in aufgeklärten Sozietäten und Reformgesellschaften ist die Geschichte der Zeitschriftenpublizistik eng verknüpft. In den teilweise mehrmals wöchentlich erscheinenden Zeitungen entfaltete sich dagegen kaum öffentl. Räsonnement, weil die Verleger aus ökonom. Interessen eine hohe Bereitschaft zur Selbstzensur hatten.
Während der Helvetik kam es zu zahlreichen, z.T. kurzlebigen Neugründungen von Zeitungen. Als deren bedeutendstes Beispiel gilt «Der Republikaner». Die Zeitschriften verloren gegenüber den aktuelleren und nun auch politisch kommentierenden Zeitungen an Bedeutung. Die Franz. Revolution und die zunehmende Alphabetisierung liessen das Interesse an Nachrichten auch in der Landbevölkerung steigen, an die sich Zeitungen wie «Der Schweizerbote» richteten. An vielen Orten ermöglichten Lesegesellschaften einen kostengünstigen Zugang zu Zeitungen und Zeitschriften. Nach einem kurzen Frühling der Pressefreiheit in der Helvetik kam es in der Mediations- und Restaurationszeit wieder zu Zensurmassnahmen. Der Kampf dagegen wurde neben Volkssouveränität, Versammlungsfreiheit und Bildung zu einem der grossen Themen der liberalen Publizistik der Regenerationszeit.
In den Verfassungen der regenerierten Kantone war die Pressefreiheit garantiert, doch blieb die P. in manchen Kantonen ökonom. Lenkungsmassnahmen unterworfen. Dennoch stieg die Zahl der Zeitungsgründungen. Die neu entstehende Gesinnungspresse wurde v.a. für die Liberalen (u.a. «Neue Zürcher Zeitung» und «Solothurner Blatt») und die Radikalen («Appenzeller Zeitung») zu einem wichtigen Instrument im Kampf um die öffentl. Meinung. Die Gründung des Bundesstaats führte zur Verankerung der Pressefreiheit in der Bundesverfassung, zur Entstehung der ersten überregionalen Zeitung («Der Bund», 1850) und zu einem lang anhaltenden Aufschwung der Meinungspresse. Neben den freisinnigen Blättern griffen mit dem Kulturkampf der 1870er Jahre zunehmend auch konservative («Vaterland») und später sozialdemokrat. Zeitungen («Tagwacht», «Volksrecht») in den Meinungskampf ein. Der Zeitungsreichtum der Schweiz von Ende des 19. bis Mitte des 20. Jh., auch als «Bannwald der Demokratie» und als «vierte Gewalt» im Staat verstanden, beruhte wesentlich auf der Meinungspresse, die sich wegen der Kleinräumigkeit und föderalen Struktur des Landes an ein regionales, meist auch parteipolitisch gespaltenes Publikum wandte.
Die Vielzahl der Titel und steigende Auflagen führten zu einer Professionalisierung des Journalismus (1883 Gründung des Vereins der Schweizer P.) und einer ökonom. Konsolidierung der Verlage (1899 Gründung des Schweiz. Verlegerverbands). In den Redaktionen differenzierten sich einzelne Ressorts aus. Techn. Innovationen (Rotationsdruck in der Schweiz ab 1890, Setzmaschine 1893 erstmals beim «Bund»), die Beschleunigung der Nachrichtenbeschaffung über Nachrichtenagenturen und ein effizienter Post- und Verteilservice ermöglichten bis zu drei Tagesausgaben. Neben der Tagespresse nahm auch die Zeitschriftenpresse zu, die sich in Fach- und Unterhaltungszeitschriften mit populärwissenschaftl., literar. und satir. Inhalten («Alte und neue Welt», «Die Schweiz») sowie in Wochenend-Beilagen zu Tageszeitungen auffächerte. Aus diesen Unterhaltungszeitschriften mit einem bereits erkleckl. Bildanteil entwickelten sich die Illustrierten, die von den 1920er Jahren an den Fotojournalismus begründeten.
Investitionen in neue Technologien erforderten ab Ende des 19. Jh. eine zunehmende Finanzierung der P. durch Werbung. Der expandierende Inseratemarkt liess die Bezugspreise sinken und die ersten parteiunabhängigen sog. Generalanzeiger entstehen, die wie der «Tages-Anzeiger» als gewinnorientierte Massenpresse eine möglichst hohe Auflage anstrebten. In der Zwischenkriegszeit entstanden auch unabhängige Wochenzeitungen, so etwa «Der Schweizerische Beobachter» oder «Die Nation», die einen investigativen Journalismus pflegten. Auf die grossen Weltanschauungsgruppen ausgerichtete Zeitschriften wie die «Schweizer Monatshefte», die «Schweizer Rundschau» oder die «Rote Revue» beschäftigten sich vertieft mit polit., ökonom. und kulturellen Fragen.
Während im Ausland erste Boulevardzeitungen schon Ende des 19. Jh. entstanden waren, etablierte sich dieser Zeitungstyp nach gescheiterten Versuchen («Actualis») erst 1959 mit dem «Blick». Aufgrund der zunehmenden Kommerzialisierung und Internationalisierung der Medienmärkte und der Konkurrenz durch das Fernsehen setzte in den 1960er Jahren durch Fusionen und den Aufbau von Kopfblattsystemen eine Zeitungskonzentration ein, die in den 1970er und 90er Jahren ihre stärksten Schübe erlebte und mit einer Verdoppelung der Gesamtauflage der Zeitungen einherging. Diese Konzentration führte zum Niedergang der partei- und konfessionsgebundenen P., an deren Stelle Forumszeitungen wie die «Basler Zeitung» mit regionaler Vormachtstellung traten. Der als Zeitungssterben bezeichnete Konzentrationsprozess und neue Gratis-Wochenzeitungen, die mit dem Kartellgesetz von 1962 (in Kraft seit 1964) von den etablierten Verlagen nicht mehr verhindert werden konnten, lösten eine breite medienpolit. Debatte aus, die 1978-82 zu einer Mediengesamtkonzeption führte. Indirekt beeinflusste die Pressekonzentration die Deregulierung des Radios. Als Folge der Konzentration entstanden aus Verdrängungswettbewerben grosse Medienkonzerne (Ringier, Tamedia, NZZ-Gruppe, Basler Medien-Gruppe, Jean Frey AG, Espace) mit primär ökonom. Interessen. Parallel dazu etablierte sich ab 1977 der Presserat als freiwilliges Selbstkontrollorgan.
Rationalisierungsgewinne ermöglichten in den 1990er Jahren einen Ausbau des Umfangs und z.T. schon früher die Lancierung von Sonntagszeitungen («SonntagsBlick» ab 1969, «SonntagsZeitung» ab 1989, regionale Sonntagstitel ab 2006). Die Orientierung an Zielgruppen liess auch die Titelvielfalt der Zeitschriften anwachsen. Ab Ende 1999 erhielten die Tageszeitungen zunächst in Zürich, dann auch in anderen Städten und Agglomerationen Konkurrenz durch gratis abgegebene Pendlerzeitungen, die innerhalb weniger Jahre auflagemässig alle anderen Tageszeitungen überflügelten. Die Verlagerung von Werbegeldern in die elektron. Medien akzentuierte eine ökonomisch motivierte Medienkultur, die den international verflochtenen Medienkonzernen grenzüberschreitende Märkte bot. Online-Redaktionen veränderten das journalist. Arbeiten wie die Lesegewohnheiten. Angesichts dieser Veränderungen und den aus den sinkenden Anzeigenerlösen resultierenden ökonom. Schwierigkeiten der Printmedien im 1. Jahrzehnt des 21. Jh. bleibt die zukünftige Entwicklung der P. ungewiss.
Autorin/Autor: Adrian Scherrer http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D10464.php