Nach vielen Jahren wieder im Elternhaus zu wohnen und im Garten zu verweilen, hat in mir verborgene Spuren geöffnet. Nichts ist so wertvoll wie die Erinnerungen der erlebten Sonnenstunden.
Es ist ein Ausnahmezustand Anfang des Jahres 2020. Dass ein kleines Virus unsere Gesellschaft so auf die Probe stellt, hätte ich zuvor nicht für möglich gehalten. Für mich war es jedoch eine ruhige Zeit mit noch mehr „stay home“. Die Welt wird auf einmal unbewusst kleiner und so ist der Gedanke entstanden, täglich ein kleines Werk aus meinem Garten und der nahen Umgebung zu schaffen. Was lag da näher als die Blumen, die gerade zu spriessen und blühen begannen. Blumen gibt es nie genug, denn alle habe ihren Reiz und geben Freude dem, der sie liebt. Wer sich in die Pracht und Schönheit der kleinen und grossen Pflanzen vertieft, hat keine Zeit für schlechte Gedanken, sondern findet Glück und Zufriedenheit.
Wenn ich mit einem intellektuellen Freund spreche, festigt sich in mir die Überzeugung, vollkommenes Glück sei ein unerreichbarer Wunschtraum. Spreche ich dagegen mit meinem Gärtner, bin ich vom Gegenteil überzeugt. Bertrand Russell 1872 – 1970
So wie die Natur die Farbe jeden Morgen neu zu Tage brachte trug in mir die Neugier und Freude kleines und neues zu entdecken. Die ersten Zeichnungen sind mit Feinliner „alla prima“ auf Karton entstanden. In den folgenden Werken sind die Blüten der vor Ort gezeichneten Pflanzen zusätzlich aquarelliert. Es war keine Absicht möglichst viele zu zeichnen, aber aus ein paar Zeichnung sind einige viele geworden, denn das Virus wollte sich nicht verabschieden.
In der Zeit des Zuhause Bleibens sind über hundert Werke im Format zwanzig mal zwanzig Centimeter auf gebrauchtem, bemalten und vollskizzieren Bierdeckelkarton entstanden. Die Rückseite ist meist auch mit einer Zeichnung versehen. Dieser Zeichenuntergrund spricht eine eigene Sprache. Dem Strich des Fineliner verleiht er eine klare Form, das Wasser der Aquarellfarbe hingegen wird förmlich aufgesogen und gibt den Werken auch einen Hauch von Zufälligkeit.
Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt, so sagt ein arabisches Sprichwort. In diesem Sinne soll diese Sammlung auch ein Lesebuch für die Augen sein. In dem 92-seitig gestalteten Buch im Format 21 mal 21 Centimeter sind 77 Pflanzen aus meinem Corona-Zyklus abgebildet, teilweise in Originalgrösse.