Der Wetterbericht ist nicht besser für heute. Als ich aus dem Fenster sehe sind dunkele Wolken neben blauen Stellen am Himmel. Ich habe vor bis nach Aquapeesa zu laufen. Dies sind etwa dreissig Kilometer dem Meer entlang mit ein Par wenigen Höhenmeter. Unerwartet ist der erste Teil bis Paola nicht asphaltiert.
Die kleine Stadt feuert heute Sonntag das Fest des Schutzheiligen San Francesco. Überall hängen Plakate des Mönchs oft auch mal neben der Flagge des Lieblings-Fussballclubs. Der Weg führt durch die Stadt und anschliessend verläuft er über eine längere Strecke auf etwa 200 Metern über dem Meer. Ein wunderschöner Ausblick auch wenn im Hintergrund sich die dunklen Wolken verdichten.
Ein kleiner Pfad führt mich ausserhalb der Stadt zwischen den Häusern Richtung Meer als unerwartet ein roter neuerer kleiner Fiat neben mir anhält. Der Lenker, ein älterer Herr…. ein wenig älter als ich fragt mich „Dove stai andando?“ …wohin gehen sie? und darauf folgend , diese Strasse ist weiter unten abgesperrt, da können sie nicht durch, da ist nur ein ganz schmaler Durchgang. Anschliessen fragte er mich, woher ich komme. Ich antwortete dass ich aus der Schweiz bin. Darauf sagt er zu mir in einem gebrochenen sehr sympathischen Schweizerdeutsch: „Ich habe vor Jahren in der Schweiz gewohnt, in Steckborn und habe da bei der „Bernina“ gearbeitet. Jetzt geht er jedes Jahr für drei Monate zurück in die Schweiz, den Rest der Zeit lebt er hier in Paola. Wir verabschiedeten uns nach einem kurzen Gespräch und er setzte sein Auto zurück und fuhr weg.
Es dauerte nicht mehr lange bis die ersten Regentropfen fielen und ich mir meinen türkisfarbenen Poncho überziehen musste. Schon nach kurzer Zeit hatte ich nasse Füsse. Die so hochgelobten Goretex-Membranen meiner Meindel Wanderschuhe versagen auf der ganzen Linie. So eine schlechte Wasserresistenz hatte ich noch bei keinem meiner Wanderschuh. Wasserdicht gibt es schon gar nicht, so wie es im Verkauf angepriesen wird.
Etwa vier Kilometer vor Aquapeesa schliesst der Himmel für eine kurze Zeit die Schleusen. Am Strassenrand mache ich ein kurze Pause um mir die Stirnlampe aus meinem Rucksack zu kramen, denn folgend kommen zwei kleine Tunnels, die ich passieren muss. Aus dem nahen Haus kommt ein junger Mann auf mich zu und fragt mich spontan ob ich einen Kaffee mag. Ich war erstaunt und antwortete „Gerne“. Er zeigte auf das Haus und lud mich auf die Veranda ein. Micaela erzähle mir dass sie ursprünglich aus Rumänien sind aber schon lange hier leben. Er betreibt einen Früchteladen in dem Ort. Kurz darauf kam seine Mutter und brachte mir eine Tüte mit frischem Obst. Wieder trage ich gerne ein paar Kilo mehr in meinem Rucksack, nur diesmal nicht so weit. Darauf bietet sie mir noch von ihrem frischen Sonntagskuchen an. Ich kann nicht nein sagen, nehme gerne ein Stück. Gerne hätte sie mir den Kuchen auf den Weg mitgegeben. Dies hatte jedoch in meinem Rucksack nicht mehr Platz. Nach einem zweiten feinen Kaffe verabschiede ich mich mit einem winkenden „Grazie“ und sie rufen hinter mir her „Buon viaggio“.
Mittlerweile regnet es wieder. Aber das ist sowas von egal, denn die letzen paar Kilometer geniesse ich mit den Erinnerungen der heutigen Begegnungen.
2 Kommentare
Ich hatte das gleiche Problem mit den Schuhen von Meindl. Liefen sich wunderbar und waren nach zehn Minuten Regen durch.
Nie mehr Meindel sage ich nur.