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Sertiero

    Die ganze Stadt scheint schon auf den Beinen zu sein als ich das Hotel verlasse. Es nieselt leicht, so dass ich die Regenkleidung anziehen muss. Die Wetterprognose sagt für die nächsten drei Tage viel Wasser von oben an. Die Innenstadt lasse ich bald hinter mir und komme in die Vorstädte von Cosenza. Es geht leicht bergwärts. Die Vororte sind aufgeräumt. Auch hier liegt relativ wenig Müll an der Strasse. Die Zufahrtsstrassen sind vollgestopft mit hupenden Autos. Am Stadtrand ragen einige Wohnsilos in den, Himmel. Je weiter ich mich von der Stadt entferne wird es wieder richtig Grün. Olivenbäume und blühender roter Mohn. Jeden Meter der heute in die Höhe geht werde ich morgen nicht aufsteigen müssen. In Mariano Principato ist das Wetter so gut dass ich bei einer Kaffeepause noch zeichnen kann. Die Menschen die vorbeigehen finden mein zeichnen mit dem Grossen Rucksack wahrscheinlich seltsam.

    Da es die nächsten Tage regnen wird habe ich mir für heute Abend ein Bed&Breakfast gebucht. Zur Zeit haben alle Campingplätze noch geschlossen. Aber ausserhalb der Saison sind die Hotels, Gasthäuser und Bed&Breakfast sehr günstig. Ich habe ein ein schönes Haus im Dorf Marano Marchesato gebucht. Das Palazzo Conforti bietet auch Tree House in einem grossen Park. Ich habe ein Zimmer und wie sich herausstellt mit einem hervorragenden Service. Sollte man da in der Nähe sein und eine Bleibe brauchen, dann kann ich dies nur sehr empfehlen. Freundlich, sehr sauber und ein Frühstück nach italienischem Masstab sehr reichhaltig mit Müsli, Toast, Croissant und vielem mehr.

    Nach einem sehr guten Essen in der nahen Pizzeria und einen ruhigen Schlaf mache ich mich auf den Weg Richtung Meer. Draussen ist es trübe. Dunkle Wolken sind am Himmel. Die Regensachen habe ich aussen im Rucksack verstaut. Steil führt der Weg den bewaldeten Berg hoch. Das Vogelkonzert ist im vollen Gange. Mittlerweile bin ich ein Vogelkonzert-Junkie. Ich geniesse es so sehr die verschiedenen Stimmen in den rauschenden Bäumen zu hören. Langsam setzte ich einen Schritt vor den nächsten. So ist Zeit genug die botanischen Kostbarkeiten am Wegesrand zu bestaunen. Nebelschwaden ziehen den Berghang hoch. Der Regen lässt auf sich warten. Ich werde es merken ob die Prognose recht behält oder nicht.

    Hinter mir auf einmal ein Geräusch eines Autos. Der Weg ist sehr ausgewaschen und für Autos eher eine Herausforderung. Ein kleiner alter Fiat Panda kraxelt den Berg hoch. Der ältere Herr am Steuer winkt freundlich und scheint den Weg nicht das erste mal zu fahren.

    Wo ein Weg, da scheint es für einen Fiat Panda kein Halten, ist der Weg auch noch so steil, schmal oder holperig.

    Oben auf dem Berg angekommen reissen die Wolken auf und das Blau des Himmels zeigt sich. Kurze Zeit folge ich dem „il Cammino di San Francesco di Paola“ Auf dieser Strecke muss man nicht verdursten. Einige Quellen sprudeln frisches Trinkwasser aus dem Berg. So muss ich heute nicht so schwer tragen. Bei dem Wetter hätte ich weiter gehen können, aber die Vorsicht vor dem schlechten Wetter hat mich bewogen eine Unterkunft am Meer zu buchen.  Auf 1000 Meter Höhe sehe ich das erste mal das Blau des Meeres zwischen den Bäumen. Mittlerweile drückt die Sonne und die weissgrauen Wolken geben ein schönes Bild mit dem Grün der Landschaft. Ich lasse mir Zeit beim Abstieg denn mein Oberschenkelmuskel ist noch nicht ganz ok. Immer wieder halte ich inne und geniesse die Aussicht, die weissen Schaumkrönchen der Wellen auf Meer. Der Wind hat zugelegt. Kräftig bläst er in die Baumkronen über mir.
    Auf etwa 300 Meter über dem Meer beginnt der Asphalt und die ersten Häuser. San Lucido ist nicht mehr weit. Ein kleiner Ort der weit ab hinter den grossen Namen des touristischen Kalabrien steht. Trotz alle dem hübsch und vor allem sympathisch. Das Hotel ist sehr einfach aber zweckmässig. Ich laufe noch ein wenig durch das Städtchen und geniesse denB Blick auf das offene Meer bevor dann doch noch eine dunkele Wolke aufzieht und ein paar grosse Regentropfen fallen lässt.

    2022-05-06 0 Kommentar
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