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deutschlandlängs

    Heute am Tag meiner Abreise ist Regen angesagt. Den kurzen eineinhalb Kilometer langen Weg bis zum Bahnhof habe ich genossen, ist es doch die letzte Strecke in Dänemark, die ich dieses Jahr laufe. Die Strassen sind noch leer. Pünktlich zu den ersten Regentropfen komme ich beim kleinen Kopfbahnhof in Skagen an.  Die Reise bis Hamburg dauert bis abends 18 Uhr, achteinhalb Stunden. Pünktlich fährt der Zug los. Ab Alborg wird eng. Im kleinen Zug mit zwei Wagen quetschen sich dreihundert Personen. Die Kids, die aus dem Sommerlager zur fahren wurde Platz reserviert. Die restlichen Fahrgäste mussten drei Stunden stehen. Ich hatte Glück und konnte sitzen. Ab Frederica habe ich einen reservierten Platz.

    Die Landschaft, die an mir vorbeizieht, ist mir so vertraut. Auch wenn ich jetzt auf der östlichen Seite von Jütland nach Süden fahre. Mit einer Stunde Verspätung erreiche ich Hamburg.

    Die Stadt, Der Bahnhofplatz und das angrenzende Quartier pulsiert. Mit diesem Rytmus kann ich zur Zeit nicht mithalten. Die letzten vier Monate waren von Ruhe und der Langsamkeit des Schrittes geprägt. Etwas Kleines essen in einem Restaurant und ich verkrieche mich in meine Schlafbox im CAB20 am Steindamm. Diese urbane Unterkunft ist für moderne und junggeblieben Stadtbesucher konzipiert. Der Checkin ist am Terminal einfach und die Kabine bietet zeitgemässen Komfort. Dockingstation für die Plauderbox, Zugang zu einem Gemeinschaftsbad, Bettwäsche und Handtücher. Alles sehr modern, sauber und nicht günstig. Ich bewege mich in einem irrationalen Raum.

    Meine Gedanken wandern geradeso, wie vor ein paar Tagen meine Füsse auf dem Nordseesand. Ich sehr die Blumen am Weg, spüre den Duft in meiner Nase und höre die Möwen kreischen. Und gleich bin i h wieder Monate zurück im Fichtelgebirge und in der Pfalz, wo mich der Duft des Waldes gefesselt hat. Es ist ein Tanz in vier Monaten, in tausenden Situationen und Umgebungen.

    Nach einer Nacht in Hamburg in einer kleinen Schlafbox verstärken sich meine Gefühle im ICE Richtung Schweiz. Die Wanderung ist wie ein wiederkehrender Film und ein Unbehagen bewegt sich in mir,  in die Welt der Normalität zurückzukehren. Was ist normal? Das Hamsterrad, in dem wir uns bewegen. Alltag mit viel Arbeit, damit wir die wenige freie Zeit unseres Lebens uns frei bewegen können. Und da ist sie wieder die Grenze. Die Grenze die mich die letzten Monate täglich begleitet hat. Die physische und mentalen Grenzen und in mir und bei mir. Die Grenze des Ich seins, die mich in der schnellen Welt wieder mehr beschäftigt. Wieviel Grenze ist in uns durch die frühe Prägung?

    Ein Gedanke  Warum wollen wir immer mehr und dies schneller? Diese Frage habe ich mir oft gestellt, denn sie steht im direktem Zusammenhang mit unserer Umwelt. Die Antwort liegt aus meiner Sicht im tiefen Innersten unseres Seins. Einen Schritt zurück war in der ganzen Menschheitsgeschichte noch nie eine Option. Wir versuchen immer eine Lösung zu finden, bei der wir auf nichts das wir haben, verzichten müssen. Es geht aber anders. Gerade diese bereichernde Erfahrung durfte ich auf meiner Wanderung machen. Der Weg des ständigen Wachstums ist wider der Natur. Die Krux steckt wahrscheinlich in unserem Haben-Gen. Reisen bildet … und wie ist es wenn man schnell reist? Bleiben da die Möglichkeiten, Facetten wahrzunehmen aus?

    Der Zug erreicht zeitgerecht das Ziel in Basel. Noch zwei Stunden und  ich stehe wieder am gleichen Ort wie vor 128 Tagen. Ich erinnere mich dass es keinen Tag gab, an dem ich bewusst nach Hause wollte, dass ich bewusst etwas vermisst habe, das in der grossen Wohnung steht. Wie wird es sein, wenn der Alltag wieder da ist?

    Es wird nicht mehr so sein, wie es war als ich losgelaufen bin.



    2023-09-22 0 Kommentar
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