Der Name Neuntöter bezieht sich auf den irrigen alten Volksglauben, der Vogel würde erst neun Beutetiere aufspiessen, bevor er sie frisst. Dies ist natürlich nicht so. Bei uns wird er auch Rotrückenwürger genannt.
Schon längere Zeit begleiten mich die braun gefärbten Vögel an meinem Weg Richtung Norden. Am heutigen Abschnitt waren es jedoch Einige. Das Männchen sieht mit der schwarzen Augenbinde aus wie ein gefiedezer Zorro. Es sind Elternvögel mit ihren Jungen, zutreffender bezeichnet als Jugendliche die noch zu Hause im Hotel Mama wohnen. Die fordernden und bettelnden Halbwüchsigen werden emsig von den Eltern mit Futter versorgt. Ganz nah kann ich sie beobachten, sie zeigen wenig Scheu, während ich am Wegrand sitze. Es gelingt mir sogar in Ruhe meine Zeichensachen hervor zu kramen und ein paar schnelle Skizzen anzufertigen. Das kleine Fernglas war mir dabei eine Beobachtungshilfe, um die Zeichnung des Gefieders genau zu studieren. Der kleine Durchmesser des Objektivs und meine zitteige Hand lassen es jedoch gleichzeitig zur Herausforderung werden.
In heimatlichen Gefielden konnte ich so ein bezauberndes Schauspiel noch nie in Ruhe erleben. Die Hecken an den grossen, weiten Feldern mit dem Grünstreifen dazu, scheinen ideale Lebensbedingungen für den aparten Zugvögel zu sein. Direkt am grünen Band sind die ungenutzten Flächen mit vielen grossen Insekten noch grösser.