Nach meiner schönen Zwangs-Pause bei Martina und Marcel liegen die letzten Kilometer vor der Grenze vor mir. Es sind die letzten Kilometer vor dem Start auf dem grünen Band und die letzten Kilometer nur in Bayern. Der Wegführt mich über Rehau, Regnitzlosau, Prex zum Dreiländereck.
Ich möchte meinen Fuss nicht arg belasten, darum mache ich einen interessanten, kulturellen Abstecher ich Rehau. In dem alten und schön renovierte ehemaligen Schulhaus der Stadt werden Ausstellungen der konstruktiven Kunst gezeigt. Beim Eingang ist ein kleiner Park mit Skulpturen bedeutender zeitgenössischer Künstler. Eugen Gomringer lebt in Rehau und sein Archiv ist im Kunsthaus untergebracht. Ich hatte das Glück, bei meinem Besuch, Stephan und Nora Gromringer, seinen Sohn und seine Tochter kennen zu lernen. Es war ein bereicherndes Gespräch. Stephan erzählte mir, dass das Museum inhaltlich umgebaut werden soll und das Archiv von seinem Vater an einen anderen Ort verlegt wird. Für ihn eine Herkulesaufgabe, den die Werksammlung umfasst tausende Exponate.
Die aktuelle noch zwei Wochen dauerne Ausstellung von der Leipziger Künstlerin Susanne Werdin fand ich sehr inspirirend und hat für mich eine hohe handwerkliche Qualität.
Nach einem genüsslich, kühlendem Eis in der Eisdiele nahe dem Museum. Das Wetter soll bis morgen trocken bleiben, darum suche ich mir nahe der Stadt ein Nachtlager. Während der Dämmerung kommen die Mücken und Fliegen. Nervig, wenn gerade ansonsten Ruhe einkehrt und ich meine Zeichenstift und das Skizzenbuch hervorkrame. Anschliessend war es eine ruhige Nacht, einige mal rufen Rehböcke in die bevorstehende und die singenden Vögel höre bis abends nach zehn Uhr, bis auch sie schlafen gehen. Es ist Mittsommernacht, der längste Tag des Jahres. Von heute an werden die Tage wieder kürzer.
Es ist der 22. Juni. Heute erreiche ich das Dreiländereck. Kurz vor der Grenze treffe ich einen jungen Mann mit grossem Rucksack, der mit entschlossem Schritt aufmich zu kommt. Der Pole erzählt mir, dass er unterwegs sei, auf dem Jakobsweg nach Santiago. Wir verabschieden uns mit gegenseitg besten Wünschen.
Ein kleines Flüsschen trennt die Länder Tschechien und Bayern und ein Wald steht zwischen Tchechien und Sachsen. Vorbei am Grab des unbekannten Soldaten auf deutscher Seite, mache mach eich Pause im kleinen Tal über der Brücke auf tchechischen Boden. Die Kühle unter den Bäumen und des Baches lässt mich innehalten. Hier beginnt der Weg auf dem grünen Band, mit der Grenze viele Menschen Leid und Repressionen erfahren haben. Der Weg, der mir auch das aktuelle Weltgeschehen vor Augen hält. Ich schaue nach Westen. Trocken steht das Gras auf der naturbelassenen Fläche.
In der Zwischenzeit sind einige Besucher gekommen und gegangen. Eine kleine Gruppe Radfahrer, eine Familie mit Kindern und zwei Frauen mit Rucksack, die den Jakobsweg Richtung Süden gehen, jedes Jahr zwei Wochen, jedes Jahr ein Stück.
Das erste Stück Kollonenweg steht vor mir.